S. meridionale

Tipps zur Erkennung der Südlichen Heidelibelle (Sympetrum meridionale) – von Bernd Kunz.

Das Jahr 2003 war zu lange zu heiß und zu trocken, da durfte der erfahrene Odonatologe berechtigterweise hoffen, dass sich im angestammten heimischen Revier womöglich Neues ins Arteninventar mogelte. Mitten im ausgehenden „Jahrhundertsommer“ häuften sich bereits die Meldungen über südliche Eindringlinge: Die Südliche Mosaikjungfer (Aeshna affinis) (siehe Foto unten)

Aeshaffi

wurde vermehrt gesichtet, die Kleine Königslibelle (Anax parthenope) überraschte mit Exuvien im Spätsommer und auch die Südliche Heidelibelle (Sympetrum meridionale) verunsicherte die Libellenkenner, die sich plötzlich nicht mehr auskannten. Land auf, Land ab wurde gerätselt, ob diese oder jene Beobachtung/Foto eine sein könnte oder auch nicht. Und gutes Vergleichsmaterial ist ja auch selten bei diesen südlichen Heidelibellen, besonders bei der Südlichen Heidelibelle.

Im Grundlagenwerk sind für diese Art gerademal zwei aktuelle Fundorte vermerkt, dazu ein historischer und sechs Einzelnachweise. Und 2003 plötzlich (fast) überall einzelne Männchen oder sogar Eiablagen. Im folgenden sollen ein paar Tips die Bestimmung nach Fotos erleichtern, da die Art auch dieses Jahr wieder ihr Unwesen treibt.

Die Südliche Heidelibelle kann man im Ländle prinzipiell an allen offenen und jungen, stehenden Gewässern, wie z.B. auf diesem Foto, finden, bzw. vermuten.

Habitmerid

Das Habitatspektrum ist groß und reicht von der austrocknenden Nasswiese bis zum pflanzenreichen Naturschutztümpel. Auffällig ist vermutlich als erstes die Erscheinung dieser Art: sie fliegt mehr abseits des Gewässers in der Vegetation, fliegt schnell wechselnd in geringer Höhe über Boden oder Vegetation, ist auffallend scheu und braucht lange, bis sie sich entscheidet, sich abzusetzen.

Bereits im Flug kommt sie einem sehr „hell“ vor. Das Rot der Männchen ist eher ein hellbraunrot, denn ein leuchtendes Rot (wie bei der Blutroten Heidelibelle Sympetrum sanguineum). Die schwarze Zeichnung auf der Oberseite der Segmente 8 und 9 ist zu kleinen Dreiecken reduziert oder fehlt ganz. Grundfarbe der Männchen ist Braun, was auch am Hinterleib – zumindest aus seitlicher Sicht – immer zu sehen bleibt. Auch die Brust / Thoraxseiten sind einheitlich braun mit geringen schwarzen Zeichnungen. Allerdings: Bei steil einfallendem Licht können – aufgrund der „Topografie“ der Thoraxseiten – helle Flecken wie bei der Großen Heidelibelle (Sympetrum striolatum) auf Fotos sichtbar sein. Die Beine sind auf der Oberseite braun, unten schwarz gefärbt. Auch dieses Merkmal ist auf Fotos manchmal schwer zu erkennen.

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Das Flügelmal kann blutrot erscheinen (im Gegenlicht) oder fast rein weiß (im flachen Auflicht). Die Flügeladern scheinen nur im Gegenlicht rötlich zu sein, ein Umstand, der bei vielen Heidelibellen zutrifft. Die „Nase“ (Frons) ist rötlich überlaufen, in den Augen ist oft – aber nicht immer – ein deutlicher, gelber „Trennstrich“ zwischen oberer und unterer Augenhälfte sichtbar. Auf dem Prothorax befinden sich zwei helle Streifen, die im Alter immer mehr verblassen.Sympmeri4

In der gesamten Erscheinung ähnelt die Südliche Heidelibelle am ehesten einer Großen Heidelibelle, aber mit der Brust einer Gewöhnlichen Heidelibelle (Sympetrum vulgatum). Am sichersten kann man sie ansprechen, wenn unzählige rote Milben an den Flügeln sitzen – dies ist eine Eigenart von Sympetrum meridionale, die sonst (bisher) von keiner andere Heidelibellen-Art bekannt geworden ist.Sympmeri

Die Weibchen sind schwerer mit Sicherheit anzusprechen. Auch hier sind die schwarzen Zeichnungen weitgehend reduziert, jedoch sind starke Schwankungen zu beobachten. Hier helfen am ehesten die (fast) zeichnungslose Brust, die braunen Beine und kein sichtbar abstehender Legebohrer.

Wer sich unsicher ist in der Bestimmung nach Fotos, kann sich gerne an Bernd Kunz wenden.